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Neues aus Birkenfeld
Vetons persönliches Hollywood
Veton Cori kam mit 18 Jahren nach Deutschland – ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Nun leitet er die Achatabteilung der Firma herbert Stephan KG. Das liegt an seinem Fleiß, aber auch am Vertrauen, das ihm das Unternehmen entgegengebracht hat.
„Es gibt eigentlich keinen Ort auf dieser Welt, in den wir nicht liefern.“ Veton Cori präsentiert sichtlich stolz die gefärbten Achatplättchen, die in rot, blau oder weiß in verschiedenen Kästen vor ihm zum Sortieren liegen. Enthusiastisch erklärt er, wie die gefärbten Achate später als Schmuckanhänger von den Stars und Schauspielern auf den roten Teppichen Hollywoods getragen werden. Der gebürtige Kosovo-Albaner ist Teamleiter der Achatabteilung bei der in Frauenberg ansässigen Firma Stephan. Bis die dort gefertigten Achate letztlich in Los Angeles landen, ist es ein weiter Weg. Aber den hat auch Veton hinter sich.
Wenn er von seiner Anfangszeit in Deutschland erzählt, dann kann er manchmal selbst gar nicht glauben, wie letztlich alles gelaufen ist. 1996 kam er mit 18 Jahren in die Bundesrepublik, um Arbeit zu finden. Aber eigentlich wäre er am liebsten direkt noch einmal zurück in den Kosovo gegangen, wo er seine Familie zurückgelassen hatte. „Am Anfang war es wirklich sehr schwer“, schildert er die ersten Schritte in einem neuen Land. „Ich konnte wirklich kein Wort Deutsch und musste bei 0 anfangen.“
Veton übersteht diese Zeit jedoch, findet nach anfänglichen Schwierigkeiten erste Minijobs als Stahlarbeiter oder im Bereich der Straßenreinigung. Zu Beginn der Jahrtausendwende wagt er den Schritt und bewirbt sich bei der Firma Stephan. – Hier sind Techniker, Maschinenbauer, Stahlgraveure, Werkzeugmacher sowie Edelsteingraveure- und schleifer beheimatet. „Das fand ich damals sehr, sehr mutig, weil mein Deutsch noch nicht so gut war“, gibt er zu und rechnet sich zu diesem Zeitpunkt auch eher geringe Chancen aus. Doch ihm wird ein Probearbeitstag in der Bohrabteilung ermöglicht.
„Plötzlich hieß es, du kannst morgen bei uns anfangen“, erinnert sich Veton. Die Firma Stephan habe ihm sehr geholfen, neue Leute kennenzulernen und sich zu integrieren. „Es wurde mir sehr einfach gemacht“, erklärt er. Da er sich mit seinen deutschsprachigen Kollegen gezwungenermaßen auf Deutsch verständigen musste, habe er schnell Fortschritte mit der Sprache machen können.
Veton erzählt von seinem Start in der Bohrabteilung, während er durch die Abteilung spaziert, die ihm mittlerweile unterstellt ist. „Wir sind wahrscheinlich die einzigen weltweit, die in so einer großen Stückzahl liefern können“, beschreibt er die abgestimmte Produktion, in der jeder Arbeiter seinen Beitrag leistet, dass die wöchentlich aus Südamerika gelieferten 20 Fässer gefüllt mit Achaten zu edlen Schmuckstücken werden. Es ist eine Arbeit, die viel Fleiß erfordert. Erst werden die Achate halbiert, ehe sie in mehreren Stufen noch einmal in jene Plättchen zurechtgeschnitten und geschliffen werden, in die später die Gravur eingelassen wird.
Jedes einzelne Stück ist auf Wunsch eines Kunden produziert, von der Lieferung bis zur Fertigung dauert es bis zu drei Monaten. Es ist ein langwieriger Prozess, bei dem jeder in der Abteilung mitwirkt – auch Mohammed, ein junger Flüchtling aus Eritrea. „Er erinnert mich ein bisschen an mich selbst“, schmunzelt Veton, während er ihn wieder an die Arbeit schickt. „Wenn man fleißig ist, schenkt einem die Führung auch das Vertrauen“, sagt Veton.
Er geht in den nächsten Raum, wo die gefärbten Achatplättchen zu Tausenden lagern. Es sei nötig, immer einen gewissen Vorrat zu haben, falls Kunden kurzfristig eine größere Bestellung aufgeben würden. Die Plättchen gehen dann zur Gravur, wo mit Ultraschall das vom Kunden gewünschte Muster in die Achate eingelassen wird. Hans-Günther Schmidt ist Teamleiter der Ultraschall-Abteilung und hauptsächlich verantwortlich für die Meisterschafts-Ringe, die die Firma für die Sieger großer Sportevents wie den SuperBowl, die NBA-Finals oder den Stanley Cup fertigt.
Für jeden einzelnen Ring wird ein gesondertes Werkzeug für die Gravur angefertigt. Während Hans-Günther die Ultraschall-Maschine präzise auf den Stein einstellt und dabei mehrfach nachjustiert, wird klar, dass hier jeder Millimeter darüber entscheidet, ob der Stein letztlich die vom Kunden gewünschte, saubere Fassung erhält. „Millimeter ist sogar ein bisschen viel“, lacht er und stellt die Apparatur ein, die mit 20.000 Schwingungen in der Sekunde die Form in den Stein schneidet.
Der Kempfelder, der als erster Ultraschall-Schleifer vor 21 Jahren in der Firma begann, präsentiert den fertigen Stein: „Wenn man das Endprodukt sieht, kann man schon stolz sein“, erklärt er und beginnt, dem nächsten Produkt seine individuelle Note zu verleihen. Das wird er noch bis zur Rente in eineinhalb Jahren machen. „Ich werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen“, beschreibt er seine Gefühlslage angesichts der Tatsache, dass sein Alltag künftig nicht mehr durch die Firma geprägt sein wird. Die über 220 Mitarbeiter seien wie eine große Familie, die auch nach Feierabend häufiger zusammenkomme.
Veton muss noch ein bisschen auf seinen Ruhestand warten, das scheint ihm aber nichts auszumachen. Die Motivation sei immer noch genauso vorhanden wie zu Beginn. Nur das Heimweh sei vielleicht ein bisschen kleiner geworden. „In der Anfangszeit hat mir die Firma sogar Flugtickets besorgt, um nach dem Krieg wieder den Kosovo zu besuchen“, erinnert sich der Teamleiter. Es war ein Abschnitt auf seiner ganz eigenen Reise, die letztlich in Frauenberg bei der Firma Stephan ihr Ziel gefunden hat. Sein ganz persönliches Hollywood.
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Autor: Tim-Julian Schneider